Stimmen zum Werk
Laudatio zur Ausstellung „Verheißung“, Sankt Petri Kirche Kopenhagen, 24. Februar 2005
„… Cornelia, in Deinen Zeichnungen, in Deinem künstlerischen Universum bist Du ständig mit unserer Natur beschäftigt. Prosaisch und poetisch. Du suchst intellektuell und intuitiv. Du suchst lange. Du suchst intensiv. Du hast dafür eine spezielle Technik ausgewählt, das Zeichnen mit Bleistiften und Farbstiften – sie ermöglichen es Dir, Deine langsame, sorgfältige Suche umzusetzen. Das braucht Zeit. Zugleich erfordern viele Deiner Werke, dass wir uns als Betrachter Zeit nehmen. Du gehörst zu den Kunstschaffenden, die in den 1980er Jahren glücklicherweise einen künstlerischen Weg einschlugen, der sich von dem der meisten anderen unterschied. Als Du auf der Akademie warst und dann zu arbeiten und auszustellen begannst, lautete das Programm der Bildenden Künstler in Deutschland und auch hier in Dänemark die „wilde Malerei“. Vieles war groß und schnell. In Italien nannte man das „Transavantguardia“. Zu diesem Programm zählten Installationen, neue Medien, neue Sprache. Du wähltest das Zeichnen. Eine klassische Kunstform. Eine Kunstform, die großes technisches Können erfordert. Dieses Können hast Du. Eine Kunstform, die zart und zerbrechlich ist, zugleich aber so ausdrucksstark, weshalb wir als Betrachter der Handschrift des Künstlers sehr nahe kommen, zum Gemüt und zum Weltbild. (…) Du trägst dazu bei, dass wir die Welt neu begegnen und wahrnehmen können, mit den hellen und dunklen Seiten, die in Dir und in Deinen Zeichnungen sind. …“
Lic.phil. Margrethe Floryan, museumsinspektør, Thorvaldsens Museum Kopenhagen
Laudatio zur Ausstellung „Kunstformen der Natur“, Stiftsmuseum Himmelkron 2018
Gegen alle Zeittendenzen
„… Wenn ein Künstler so fein, so konzentriert wie Cornelia Morsch seine Bilder baut, mit so vielen Strichen zusammensetzt, wird zwangsläufig aus dem Entstehen eines Blattes ein meditativer Vorgang. Mit dem Stift in der Hand hält die Künstlerin die Oberfläche detailliert fest und dringt durch sie hindurch zu dem Wesen der Dinge vor. Indem sie mit sensibelster Beobachtung Strukturen festhält, durchschaut sie sie auch. Der umtriebigen Welt hält sie ein Bild entgegen, in dem sie langsam das Wesen der Dinge erfasst. Wer die Blätter betrachtet, darf ihr darin folgen. Nichts Spektakuläres passiert in diesen Bildern, keine heftigen Effekte werden erzielt, aber der Blick hinter die Dinge, in den Kern der Schöpfung, sind nicht immer nur angenehm, dennoch spannend. Überzeugend ist aber auch die sinnliche Freude an der Oberfläche. Mittels sensibler Farben entstehen Formen, mal samten stumpf, mal schimmernd oder glänzend, die Auge und Herz des Betrachters erfreuen. Man kann sich also an den Blättern der Künstlerin delektieren, sie schlicht genießen oder ihr auf ihrem Wege ins Innere der Dinge folgen. (…)
Es sind oft die Blüten im Vergehen, die Samen, die Wurzeln, die Flechten, die Kapseln und die Hülsen. Organismen, deren wunderbare Oberfläche wir sehend bewundern und dennoch ahnen, dass für die Künstlerin Cornelia Morsch nicht die vordergründig botanische Form interessant ist, sondern die Symbolik, die damit verbunden werden kann. Die Virtuosität ihrer Zeichnungen macht Freude.
Prof. Dr. Barbara Schock-Werner, Dombaumeisterin zu Köln a.D.
Laudatio zur Verleihung des Kultur- und Sozialpreises an Cornelia Morsch
am Samstag, den 30. Sept. 2023, i.d. Stadthalle Kulmbach, gg. 21:30 Uhr
Verehrte Festgäste,
liebe Ehrengäste,
meine sehr geehrten Damen und Herren,
erlauben Sie mir zunächst, daß ich mich Ihnen kurz vorstelle: Ich bin Matthias Liebel, Kunsthistoriker in Bamberg und seit vielen Jahren mit Cornelia Morsch bekannt. Daher wurde ich eingeladen, heute ein paar Worte über ihr künstlerisches Schaffen zu sprechen.
Als ich gehört habe, daß der diesjährige „Kultur- und Sozialpreis“ an Cornelia Morsch geht, habe ich mich sehr für die Künstlerin gefreut, die diesen Preis nicht nur für ihr federführendes Engagement im hiesigen Kunstverein und als Initiatorin der Kulmbacher Artothek erhält, wie eben von Karl-Heinz Greim ausgeführt, nicht nur in ihrer Funktion als internationale Botschafterin der Kulturregion Kulmbach, sondern zugleich auch für ihre eigene künstlerische Arbeit – für ein Lebenswerk, das sie seit vielen Jahrzehnten der Zeichnung gewidmet hat.
Tatsächlich blickt Cornelia Morsch mittlerweile auf ein über 40-jähriges Schaffen zurück. Dazu ließ sie sich von jeher durch ihre eigene Lebenssituation inspirieren und durch Themen, die sie innerlich sehr berühren. 1972, beispielsweise, veröffentlichte der „Club of Rome“ seine Studie über die Endlichkeit natürlicher Ressourcen. Unter dem Eindruck dieser Prognosen begann sie, sich in ihren Bildern mit der Schönheit der Natur, mit ihrer Verletzlichkeit und ihrer Schützenswürdigkeit auseinanderzusetzen. 1986 kam die Künstlerin nach Kulmbach und versuchte, hier heimisch zu werden. In dieser Zeit zeichnete sie ihre Wurzel- und Verwurzelungsbilder, die allmählich immer freier, immer narrativer wurden. Nach weiteren Naturbeobachtungen entstanden Zeichnungen um solche Themen wie „Bergen“, „Verhüllen“, „Keimen“ und „Schützen“.
Ereignisse und Begegnungen, die Cornelia Morsch zum Staunen bringen, sind Inhalte ihrer Bilder geworden. Rückblickend spricht sie von einer Phase des „Einatmens“ – man könnte auch sagen: des Aufnehmens von Eindrücken, die sie als realweltliche Erfahrungen bildschöpferisch verarbeitet.
Es folgte ein mehrjähriger Aufenthalt in Dänemark. Dort lernte die Künstlerin, loszulassen und zeichnete sie unter dem klaren Licht des Nordens ihre ersten blauen Bilder, von denen Sie einige hinter mir auf der Multivisionswand zu sehen bekommen. Cornelia Morsch gelangte zu einer, wie sie sagt, Phase des „Ausatmens“. Seither changiert sie mit ihren Arbeiten zwischen eben diesen beiden Erlebniswelten des Aufgreifens von neuen Themen und des bildnerischen Ausdrucks ihrer persönlichen Wahrnehmungen, Entdeckungen und Empfindungen.
Dabei fand sie zu einer eigenständigen, nicht selten eigenschöpferischen Symbolsprache, die ihre Zeichnungen weit über das Abbildhafte hinaus zu Werken mit inhaltlichem Tiefgang macht. Eine Quitte ist nicht einfach nur eine Quitte. Sie mutiert auf den Bildern von Cornelia Morsch zu einer Art „Urzelle“ allen Seins und repräsentiert als Symbol der Fruchtbarkeit und des Schutzes zugleich das Prinzip des Weiblichen. In außergewöhnlichen Perspektiven, Ausschnitten und Detailansichten wiedergegeben, generieren sich die Bildobjekte der Künstlerin zu einer Art Landschaft oder, gerade umgekehrt, zu einem amorph-abstrakten Gebilde. Formen lösen sich auf, beginnen, sich szenisch zu verselbständigen und setzen sich zu etwas Neuem zusammen. Einatmen, Ausatmen, der Kreislauf des Lebens als bildgegenständliche Metamorphose.
Sie sehen, meine Damen und Herren: In den Werken von Cornelia Morsch verdichten sich inhaltliche Aspekte, die weit über das rein Abbildhafte, weit über das bloß-Anschauliche hinausgehen und etwas sehr Wesentliches thematisieren: nämlich das Unsichtbare hinter den Dingen der realweltlichen Wirklichkeit, mithin die Sichtbarmachung des Unsichtbaren.
Dass die Arbeiten der Künstlerin dabei zugleich handwerklich und kompositionsästhetisch höchsten Ansprüchen genügen, macht ihre Zeichnungen umso wertvoller. Souverän bringt Cornelia Morsch ihre Bildgegenstände aufs Papier: in feinen Strichen und mit tiefenräumlicher Plastizität – in mehreren einander überlagernden Schichten, wie wir es eigentlich von der Tafelmalerei her kennen. Auf die motivische Besetzung des Hintergrundes wird meist vollständig verzichtet. Wir sollen uns ganz auf den Bildgegenstand an sich konzentrieren und auf seine inhaltliche Bedeutung: naturalistisch wiedergegeben, so dass er zum Greifen nah erscheint, surreal verfremdet dabei, manchmal auch in einem expressiven Duktus, der von stimmungsgeladener Aufgewühltheit und innerer Bewegtheit der Künstlerin erzählt. Nicht selten entfalten die Motive vor unseren Augen eine Strahlkraft, die den Zeichnungen von Cornelia Morsch am Ende den Zauber des Fabulösen, des Unergründlichen und des Geheimnisvollen verleiht.
Herzlichen Glückwunsch, Cornelia Morsch, zum Kultur- und Sozialpreis der „Kulmbacher Ballnacht 2023“.
© 2023 Dr. Matthias Liebel, Kunsthistoriker in Bamberg
Ausstellung im Kunstmuseum Bayreuth
Kabinettsausstellung Mai 2021
„Den Aufbruch spüren“
Nach über sechs Monaten darf das Kulturzentrum Altes Rathaus Bayreuth wieder öffnen. Damit kann die Öffentlichkeit auch das Kunstkabinett, das der Kunstverein Bayreuth nutzt, wieder besuchen. Es öffnet mit dem mehrdeutigen Titel: “Den Aufbruch spüren“.
Die Kulmbacher Künstlerin Cornelia Morsch nutzte die Zeit ohne Ausstellungsbetrieb zum vertieften Arbeiten. Es sind Variationen eines Themas entstanden, das sie im Laufe der letzten Jahrzehnte immer wieder aufgegriffen hat. Es ist der Moment vor dem Entstehen von Leben, der zündende Lebensfunke, verkörpert, verstofflicht in Pflanzensamen.
Gerade jetzt, wo die Gesellschaft wie paralysiert auf die Pandemie schaut und die Vergänglichkeit und die Angst vor dem Tod beherrschende Themen sind, ist für die Künstlerin das Gegengewicht, die Hinwendung zum Leben, wichtig.
Es sind großformatige, gegenständliche Zeichnungen von Pflanzen und Pflanzenteilen entstanden, aber keine „klassischen“ Blumenbilder. Von Blütenblättern sind nur Reste zu sehen. Die Arbeiten zeigen prall mit Samen gefüllte Kapseln. Zum Teil sind die Samen noch verborgen, dann brechen sie heraus oder liegen schon offen da. Es sind keine „botanischen“ Zeichnungen, da es nicht um das exakte Abbild von Pflanzen geht.
Zu sehen sind Samen und Samenkapseln, sinnliche, kraftvolle Hüter des Lebenskeims. Sie scheint man riechen, schmecken und fühlen zu können. Erlebbar wird verdichtete, energetische Stofflichkeit. Zelebriert werden verletzliche, zugleich vitale und dem Leben zugewandte ästhetische Variationen des Ausstellungsthemas „Den Aufbruch spüren“.
Die feinen Striche in den Zeichnungen von Cornelia Morsch stehen dicht nebeneinander, sind fließend oder rhythmisch verwoben. Es ist der silberne Graphit, der die Zeichnung bestimmt und der mit farbigem Stift ergänzt wird. In der aktuellen Ausstellung dominieren Rot- und Grüntöne die Farbpalette. Es entsteht eine genau abgestimmte Farbigkeit mit unzähligen Zwischentönen und Nuancen. Zwischenräume und Freiflächen stehen fein ausbalanciert im genau kalkulierten Spannungsverhältnis auf dem weißen Zeichenkarton.
Die eigentlich kleinen und unscheinbaren Motive aus der Natur werden zeichnerisch herausgehoben, stark vergrößert und bekommen so einen skulpturalen Charakter.
In diesen resonanzarmen Zeiten sind Arbeiten in künstlerisch-kreativer Versenkung entstanden, die in besonderer Weise einen Raum, hier das Kunstkabinett, zum Schwingen bringen und diese Schwingungen dem Betrachter in meditativer Tiefe vermitteln.
Die akademische Malerin, so lautet die Berufsbezeichnung von Künstlern, die an einer Hochschule studiert haben, hat ihr Staatsexamen an der Akademie der bildenden Künste Nürnberg gemacht und bei Prof. Voglsamer Freie Malerei und Prof. Dollhopf Kunsterziehung studiert. Seit 1998 zeichnet sie mit Aquarell, Tusche oder Stiften. Es immer der feine Strich, der sie nicht loslässt.
Eine ehemalige Professorin der Künstlerin, die frühere Dombaumeisterin zu Köln, Frau Prof. Schock-Werner, zeigte sich bei der Eröffnung ihrer Einzelausstellung im Stiftskirchenmuseum Himmelkron 2018 in ihrer Laudatio beeindruckt davon, dass Cornelia Morsch schon in Akademiezeiten konsequent die Zeichnung favorisiert habe, „zu einer Zeit, in der nur die dicksten Pinsel und der Spachtel im Kunstbetrieb Verwendung fanden.“ Sie habe, führte Schock-Werner weiter aus, „ihren eigenen, unverwechselbaren Stil entwickelt, mit höchster technischer und kompositorischer Präzision, ohne sich von den Modeströmungen im Kunstbetrieb in den letzten Jahrzehnten beeinflussen zu lassen.“ Dass sie diesen aber sehr genau wahrnimmt, zeigt sich in ihrem ehrenamtlichen Engagement im Kulturbereich der Region. Die Gründung eines Kunstvereins in Kulmbach im Jahr 2009 ist nur ein Beispiel ihrer Aktivitäten im Bereich Kunst.
Bekannt ist Cornelia Morsch aber besonders durch ihre eigenen regelmäßigen Ausstellungen im Inn- und Ausland, in Bayreuth zum Beispiel in jüngerer Zeit mit einer Einzelausstellung in der Regierung von Oberfranken 2019 oder der regelmäßigen Teilnahme an den Sommerausstellungen des Kunstvereins Bayreuth in der Eremitage.
Die Künstlerin lebt seit vielen Jahren, unterbrochen von einem mehrjährigen Aufenthalt in Skandinavien, in Kulmbach.
Hans Hubertus Esser
1.Vorstand des Kunstvereins Bayreuth e.V.
„Balance“
Ausstellung in der Galerie des Kunstvereins Kronach 2008
Laudatio
Guten Abend meine Damen und Herren, auch ich möchte Sie hier herzlich willkommen heißen. Zur Eröffnung möchte ich Ihnen ein paar Gedanken über Stil und Philosophie von Cornelia Morschs Kunst mitteilen:
(Zum Stil:)
Treffend hat die Kölner Dombaumeisterin Frau Barbara Schock-Werner in einer früheren Laudatio den Stil von Cornelia Morsch beschrieben: „Hier ist eine Welt des phantastisch Realistischen oder realistisch Phantastischen entstanden, nicht kopiert, nicht imitiert, sondern ganz aus dem Leben und der eigenen Phantasie dieser Künstlerin entstanden. Keiner der Stilbegriffe, die diese Richtungen von Kunst bezeichnen, auch nicht der magische Realismus, trifft auf Frau Morschs Bilder wirklich zu. Es ist eine eigene, eigenständige Kunst. Sie sagt, sie hätte keine Lust, nur nachzumachen, was andere vor ihr gemacht haben, und so hat sie mit imponierender Konsequenz ihre eigene Bildwelt geschaffen.“
(Welche Ideen und welche Philosophie steckt hinter den Bildern und Motiven:)
Nicht die schöne Darstellung im Sinne eines Stilllebens ist die künstlerische Absicht von Connie Morsch, sondern es geht vielmehr um die Darstellung einer Idee. Der Idee von einer alles verbindenden Kraft, die ihre wahre Schönheit in ihren einzelnen und individuellen Bestandteilen offenbart. Oft können wir sie nur erahnen, nicht mit Worten erklären oder wissenschaftlich-logisch erfassen.
Dieses Alles-Verbindende Element wollen die Bilder von CM beschreiben und ergründen: in Form von kunstvoll angeordneten Früchten, Naturmaterialien oder Pflanzen. Dabei zeigt sich Schönheit in ganz verschiedener Art und Weise. Mal als pralle vollreife sattgelbe Quitte, mal als trockene borkige Wurzel und ein anderes mal als das faserige Innenleben eines Kürbisses. Die Arbeiten dieser Ausstellung zeugen von viel Empathie für die Schöpfung, der feine akribische Strich der Zeichnungen ist hier fast wie eine Liebkosung, bedeutet Wertschätzung, Respekt und Achtung.
Durch die Vertiefung in die Motive von Connie Morsch kann es dem Betrachter gelingen, zu seinem tiefsten Inneren, zu dem alles verbindenden Punkt, vorzudringen. Anders als viele moderne Kunstwerke, die Sinnbilder für Ausweglosigkeit, Zerstörung und negative Energie sind, spenden diese Bilder positive Energie und lenken den Blick auf die große Schönheit der kleinsten Details.
CM berichtete mir von folgenden Erfahrungen, die gezeigt haben, wie ihre Kunst in der Vergangenheit auf einige Betrachter gewirkt hat: Besucher ihrer Ausstellungen in Skandinavien, in Afrika oder in Ungarn haben ganz ähnlich auf ihre Werke reagiert, sie fühlten sich ähnlich berührt und empfanden sie so, als ob sie genau ihre Lebensumstände widerspiegeln würden.
Zum besseren Verständnis möchte ich noch gerne einige Motivgruppen in ihrer Bedeutung zusammenfassen:
Die Gruppe der Kohlbilder sehen wir hier zu meiner Rechten:
Die Kohlbilder weisen eine für Zeichnungen ungewöhnliche Größe auf. Durch den scheinbaren Realismus und die massige Größe der Objekte, könnte man zunächst eine erschlagend-massive Wirkung auf den Betrachter vermuten. Aber ganz im Gegenteil, die Objekte wirken leicht und dynamisch. Sie vermitteln uns eine poetische, eine positive Kraft. Diese positive Kraft schwingt durch alle Bilder. Dennoch ist auch eine gewisse Melancholie in den Motiven zu spüren. Denn Geburt und Entstehung stehen im Spannungsverhältnis zu Vergänglichkeit und Tod.
Die Gruppe der Quittenbilder sehen Sie hier zu meiner Linken:
Die Quitten leuchten vollreif und sattgelb. Sie drücken sommerliche Lebenslust, Wärme und weibliche Sinnlichkeit aus. Obwohl der Hintergrund weiß ist und kein Schlagschatten benutzt wird, leuchtet das Objekt prall in den Bildraum hinein; und noch vielmehr: die vollreifen Quitten scheinen dem Betrachter zum Greifen nah. Es scheint, als ob man die samtene Oberfläche ertasten kann. Durch den Gebrauch verschiedenster, ganz fein abgestufter Gelbtöne, wird das innere und pulsierende Leuchten der Früchte erzeugt.
Nicht die Schatten definieren hier den Bildraum, sondern es wird bewusst auf ihn verzichtet. Der Raum entsteht durch die Komposition der Bildelemente. In den früheren Quittenbildern ist die Komposition oft dicht gedrängt, in den neueren sparsam reduziert, was manchmal geradezu wie asiatische Kunst anmutet. Die zierlichen Stöckchen, an denen die Früchte teilweise hängen, können die vollreifen schweren Früchte kaum mehr tragen. Der Lauf des Lebens ist nicht aufzuhalten. Auch diese Kompositionen sind Sinnbild des ewigen Kreislaufes von Werden und Vergehen.
Ein sehr reichhaltiges Innenleben hat der Kürbis: hier zu meiner Linken:
In aufgeschnittener Form offenbart sich ein fruchtbares Innenleben im wahrsten Sinne des Wortes. Die Formen von Embryonen in verschiedensten Stadien sind im Fruchtfleisch nachempfunden. Die komplexe und komplizierte Struktur des Innenlebens versinnbildlicht die Perfektion von menschlicher Fruchtbarkeit und Fortpflanzung. Die Künstlerin äußert aber auch mit diesem Motiv ihre Zweifel an Themen wie Genmanipulation und Missbrauch von Fruchtbarkeit.
Die neuesten Motive von Cornelia Morsch sind die Schoten der Pfingstrose. Vorne im Gang zu betrachten:
Anders als bei anderen Objekten stechen die Schoten aus einem verschwommenen und nur angedeuteten Hintergrund hervor. Wie mit einer Kamera wird das Objekt fokussiert und damit herausgehoben. Die Samen der Pfingstrosen sind aufgebrochen, offenbaren ihr üppiges Innenleben. Die Form der Schoten ist opulent und sinnlich geschwungen. Sie zeigen das Einzigartige, Sinnliche und Erotische.
Anika Palotei
Kunsthistorikerin/Nürnberg
Veröffentlichungen
- 2013 Begleitbuch zur Jubiläumsausstellung “Das Schreibwunder Jean Paul” edition kunstverein hof Nr. 9
- 2000-2006 Kataloge zu den Jahresausstellungen des Kunstvereins Bayreuth
- 2007 Katalog „Malerei, Grafik, Skulptur“ der MKG
- 2004 Katalog Lebensspuren 2. Kunstpreis Diözese Rottenburg-Stuttgart
- 2003 Postkarten-Katalog zur Ausstellung blomstermaleri der Galerie Knud Grothe Kopenhagen
- 2002 Ausstellungskatalog Roots anlässlich des Staatsbesuchs des Bundespräsidenten Rau in Kopenhagen
- 2001 Katalog zur Ausstellung World festival of art on paper
- 2000 Katalog zur Jahresausstellung des Kunstvereins Coburg
Würdigungen
Laudatio von Dr. Ralf Hartnack zur Verleihung des Kulturpreises 2013 der WGK Kulmbach an Cornelia Morsch:
Die Bilder sind nicht nur ein Genuss für die Augen, sondern fordern zur gedanklichen Nacharbeit auf.
Professor Dr. Barbara Schock-Werner, Dombaumeisterin des Kölner Doms – Vorwort und Würdigung im Katalog zur Ausstellung “Roots” anlässlich des Staatsbesuchs des Bundespräsidenten Rau in Kopenhagen 2002:
Reichtum an Form und Farbe
Dr. Klaus Peter Peters, Bayreuth Oktober 2007:
Einführungsrede zur Ausstellung „Balance“
Pressestimmen
Neue Presse 3.9.2008, Dr. Peter Müller:
Pflanzen lustvoll gezeichnet
Nordbayerischer Kurier 11.9.2009, Gabriele Fölsche:
Ich bin ein Serientäter
Nordbayerischer Kurier 19.10.2002, Eva Bartylla:
Geschichten vom Werden und Vergehen
Politiken 9.3 2005, Peter Michael Hornung:
En frugt mält i timer
Pressestimmen (chronologisch)
Frankenpost, Reiner Unger, 2016:
Blaue Kunst im blauen „Palast“
Bayerische Rundschau, Sonja Adam, 2015:
„Nichts als ein blauer Hauch“
Kulturpreis der Wählergemeinschaft Kulmbach verliehen – Bayerische Rundschau, 2013:
Eine Keimzelle des Kunstvereins
Frankenpost 24.9.2009, Melitta Burger:
Anker für die Seele
Bayerische Rundschau 27.8.2008, Daniela Schütte:
Dänen sind begeistert
Fränkischer Tag 28.8.2008, Anna Schneider:
Künstlerin zeigt Schönheit der Schöpfung
Nordbayerischer Kurier 30.7.2007, Christiane Wolf:
Nordbayerischer Kurier 17.10.2007, Eva Bartylla:
Bayerische Rundschau 14.3.2006:
Bayerische Rundschau 29.9.2004:
Bayerische Rundschau 30.4.2002:
Haßfurter Tageblatt 15.2.2001:
…Raffinierte Bilderwelten…
Bayerische Rundschau 12.5.2001, Dietmar Hofmann:
Nordbayerischer Kurier 24.3.2000, Horst Wunner:
…Viele Interessierte drängten sich bei der Vernissage, um sich an der akribischen Darstellung, an Fotographien erinnernt, zu erfreuen.Denn es macht eine Menge Spaß, auf Erkundungstour zu gehen, sich von der Liebe zum Detail inspirieren zu lassen.
Coburger Tageblatt 23.10 1999, L. Westermeier:
…raffinierte Bildkompositionen, eigenwilliges, lebendiges Stillleben…
Neue Presse Coburg 29.10.1999:
…Bleistifte und Bundstifte beherrscht sie meisterhaft und setzt sie wirkungsvoll ein…
Nordbayerischer Kurier 31.7.1999, Heidi Ossenberg:
…Von einer schar Kunststudenten wegen ihrer technischen Perfektion bewundert wurde die Farbstift-Zeichnung „Fliegender Bote“ und „Quitte“ von Cornelia Morsch…
Bayerische Rundschau 2.3.1998, Wolfgang Schoberth:
Neue Presse Coburg 5.7.1997, Bianca Schmidt:
…Sensibile und eigenwillige Zeichnungen…
Bayerische Rundschau 6./7.7.1996, Andreas Hunger:
…In den Grenzbereichen des Abstrakten spielt „Touwabou“ hinein. Cornelia Morsch schuf mit Kohle und Graphitstiften eine geheimnisvolle Landschaft…
Bayerische Rundschau 6.2.1995:
Bayerische Rundschau 31.7/1.8.1993, Andreas Hunger:
…In der technischen Ausführung geradezu bestechend sind die beiden Farbstiftzeichnungen „Nachtmahr und Pfahl im Fleisch“ […] Die zwei Pflanzendarstellungen lassen durch ihre Namen und den morbiden Charakter viele Assoziationen und Deutungen zu…
Bayerische Rundschau 24./25.7.1993, Gero v. Billerbeck:
…Beachtliche Farbstift-Kompositionen…
Bayerische Rundschau 28.7.1992, Wolfgang Schoberth:
…Der Betrachter wird in Bann geschlagen…
Coburger Tagblatt 14.2.1989, Rita Patutschnick:
…Kohlkopf als Kunstwerk…